Hitchkocks Psycho

Auszüge aus meiner Arbeit:

Analyse des Suspense und des Spannungsaufbaus durch
 filmische Mittel
in Alfred Hitchcocks Film: PSYCHO
 

Um den legendären Soundtrack zu hören, starte den Player:

 

 

 

 

Eigentum von Paramount Pictures


Einleitung

 


Die folgende Arbeit untersucht wie Hitchcock durch filmische Mittel Spannung aufbaut und den Zuschauer in seiner Gefühlswahrnehmung beeinflusst. Dabei soll herausgestellt werden, wie es zu Angst und Schockerlebnissen beim Betrachter des Films PSYCHO kommt.5. Es kann hierbei nicht sehr tief auf die Begriffe: „Suspense“ und „schwarzer Fleck“ eingegangen werden, weil dies den Rahmen einer Hausarbeit sprengen würde.6

Im zweiten Kapitel wird in wenigen Sätzen der Inhalt des Films wiedergegeben, um den eigentlichen Gegenstand der Analyse zu veranschaulichen.

Anschließend werden im dritten Kapitel knapp die Begriffe: „Suspense“ und „schwarzer Fleck“ erläutert, die als Hitchkocks Charakteristika zur Spannungserzeugung gelten. Viele Autoren von Fachliteratur, Presse und Internetseiten geben ihm daher den Namen: "Master of Suspense".

Im vierten Kapitel wird eine Sequenz aus PSYCHO genauer analysiert, und es soll hierbei die Wirkung der filmischen Mittel in Bezug auf Spannungsaufbau und „Angst und Schrecken“ beim Zuschauer näher untersucht werden. Schließlich ist es die Absicht bei einem Thriller durch das Verwenden von Spannungseffekten beim Zuschauer 'Emotionen des Bangens auszulösen.'7

Im fünften Kapitel werden die zuvor ermittelten Untersuchungsergebnisse des Verhältnisses zwischen Filmtechnik und Emotionslage der Zuschauer in wenigen Sätzen zusammengefasst.

1 Donald Spoto: Alfred Hitchcock und seine Filme, S.331.
2 Paramount:großes Hollywood-Filmstudio für das Hitchcock viele berühmte Filme drehte, wie z.B.: "Vertigo" und "Das Fenster zum Hof"
3 Harris/Lasky: Alfred Hitchcock und seine Filme, S. 24.
4 Vgl. ebd., S.225.
5 Francois Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?, S.12
6 Eine detaillierte Analyse des Suspense nimmt z.B. Kerstin Droese in Ihrem Werk: „Thrill und Suspense in den Filmen Alfred Hitchcocks“ vor. (Coppengrave 1995, Coppi-Verlag)
7 „Thriller(Film)“ aus Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000.
  


 

Kurze Inhaltsangabe des Thrillers PSYCHO

Marion Crane (Janet Leigh), eine Sekretärin aus Phoenix, und Sam Loomis (John Gavin) möchten heiraten, was jedoch aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht möglich ist. Als Marions Chef sie bittet, 40.000 Dollar zu Bank zu bringen, stiehlt sie das Geld und verlässt die Stadt. Nachts steigt Marion in dem kaum besuchten Motel von Norman Bates (Anthony Perkins) ab. Bei einer Unterhaltung mit Norman erfährt Marion, dass er zusammen mit seiner alten, kranken und offenbar etwas eigenwilligen Mutter in dem Haus neben dem Motel lebt. Das Gespräch mit dem beinahe Mitleid erweckenden Mann hat eine ernüchternde Wirkung auf Marion und sie beschließt das gestohlene Geld zurückzubringen. Als die junge Frau in der Dusche ist, erscheint jemand, den man für Normans geistesgestörte Mutter hält und ersticht das wehrlose Mädchen. Kurz darauf entdeckt Norman die Tat „seiner Mutter“ und beseitigt alle Spuren des Mordes. Mitsamt der 40.000 Dollar im Kofferraum versenkt Norman Marion in ihrem Auto in einem Sumpfloch. Als ihre Schwester Lila (Vera Miles) Marion nicht erreichen kann, geht sie zu Sam, um ihn um Hilfe zu bitten. Auch der Privatdetektiv Arbogast (Martin Balsam) ist auf der Suche nach Marion, um das unterschlagene Geld wiederzubeschaffen. Norman erweckt Arbogasts Misstrauen, als er sich weigert, ihn mit seiner Mutter sprechen zu lassen. Er berichtet Sam und Leila von seinem Verdacht und begibt sich zu der Villa der Bates, um Normans Mutter zu befragen. In dem Haus wird er von der vermeintlichen „Mrs. Bates“ angegriffen und tödlich verwundet. Als sich Arbogast nicht mehr bei Leila und Sam meldet und die beiden von Sheriff Chambers (John McIntire) erfahren, dass Normans Mutter seit Jahren tot ist, machen auch sie sich auf zum Bates-Motel, um Hinweise für Marions Verbleib zu erhalten. Während Sam Norman ablenkt, durchsucht Lila die Villa und entdeckt im Keller des Hauses die mumifizierte Leiche von Mrs. Bates. In diesem Moment erscheint Norman noch einmal in den Kleidern seiner Mutter und versucht Lila zu erstechen, wird aber von Sam überwältigt. Es erweist sich, dass Norman unter Schizophrenie leidet und zu einem pathologischen Mörder wird, wenn er sich mit seiner Mutter identifiziert. Nach seiner Verhaftung hat „Mutter“ gänzlich von ihm Besitz ergriffen.

 

Suspense

 Ein konstantes Stilmerkmal in PSYCHO ist der Suspense. "Suspense bedeutet zunächst die Dramatisierung des Erzählmaterials eines Films oder auch die intensivste Darstellung dramatischer Situationen, die möglich ist."10 Nach Hitchcocks Definition ist Suspense das genaue Gegenteil von Surprise (engl. für Überraschung). Bei letzterem geschieht etwas, womit der Zuschauer nicht gerechnet hat, bei Suspense (engl. für Spannung, Anspannung) dagegen weiß der Betrachter des Films, dass etwas passieren wird.

Seine berühmte Theorie, was Mystery, die ordinäre Thrillerspannung, von der typisch Hitchcockschen Suspense unterscheidet, hat er einmal in einem Life-Interview erläutert: „Nehmen wir einmal an, drei Männer sitzen in einem Zimmer, in dem eine Zeitbombe tickt. In zehn Minuten wird sie hochgehen. Das Publikum weiß nichts von der Bombe, die drei Männer wissen nichts von der Bombe. Sie reden über das Wetter oder über das Baseballspiel von vorgestern. Nach zehn Minuten alberner Konversation geht die Bombe hoch. Das Publikum erschrickt. Das ist alles. jetzt erzählen wir dieselbe Geschichte mal ein bißchen anders. Die Männer ahnen nichts von der Bombe. Aber das Publikum weiß, daß sie in zehn Minuten explodieren wird. Die Männer reden wieder überflüssiges Zeugs, aber jetzt sind die banalsten Dinge, die sie sagen, prall vor Spannung. Wenn einer von ihnen schließlich sagt >Laßt uns gehen<, betet das .Publikum, daß sie wirklich gehen.

8 Vgl. Droese: Thrill und Suspense in den Filmen Alfred Hitchcocks, S.3.
9 Slavoj Zizek: Ein Triumph des Blicks über das Auge, S.57.
10 Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?, S. 11, 12


 
 

Aber ein anderer sagt >Moment mal, laß' mich noch meinen Kaffee austrinken<. Das Publikum stöhnt auf und fleht zu allen
Göttern, daß die Männer verschwinden. Das ist Suspense."11
 

 
 
Suspense entsteht demnach, wenn wir als Zuschauer mehr wissen, als die Person auf der Leinwand. Die Bedrohung des Helden im Thriller, der das Identifikationsangebot für den Zuschauer darstellt, wird dem Publikum bereits im Voraus angedeutet. Die Rezipienten ahnen die Gefahr für den Protagonisten und haben Angst um ihn. Gleichermaßen hofft der Betrachter, dass seine Identifikationsfigur die bedrohende Situation unbeschadet
überstehen wird. Da der Suspense die Gefühle der Sympathie und Antipathie für die Person auf der Leinwand überwinden kann, fürchten wir uns nicht nur mit unseren Helden, sondern auch mit den Antagonisten. Die Zuschauer befinden sich in diesem Zeitraum "in einem Schwebezustand zwischen Grundemotionen der Hoffnung und Angst."12  Bei Untersuchungen an Probanden, die sich einen Suspense-Thriller anschauten, ist festgestellt worden, dass sie während dieses sogenannten Schwebezustands sowie bei der darauf folgenden Spannungsauflösung einer Filmsequenz "ein Maximum an kardialen, respiratorischen, elektrodermalen und verbalen Reaktionen zeigten."13 Dies macht deutlich, dass der Suspense physische und psychische Reaktionen beim Zuschauer hervorruft. Hitchcock fasst daher den Suspense folgendermaßen zusammen: "Suspense ist die Kunst, mit der Erwartung des Publikums zu spielen."14

 
 
11
Harris/Lasky: Alfred Hitchcock und seine Filme, S. 27
 
 
12
Droese: Thrill und Suspense in den Filmen Alfred Hitchcocks, S. 7.
 
13
Verfasser unbek.: „Suspense-Prozeßbegleitende Untersuchung eines „spannenden“ Rezeptionsphänomens“, 05.03.05
 
14
Harris/Lasky: Alfred Hitchcock und seine Filme, S. 13.
  
15 Vgl. Zizek: ein Triumph des Blicks über das Auge, S.57.
 

  

 

  Der „Fleck“

 
 
 
Der sogenannte „Fleck“ ist laut Zizek ein grundlegender Bestandteil des Hitchcockschen Universums. Ein solcher Fleck, der oftmals auch als „Ding“ bezeichnet wird, lässt sich vom Zuschauer nicht, oder nur sehr schwer in die filmische Realität einfügen. Er macht uns darauf aufmerksam, dass irgendetwas nicht stimmt. Ein Beispiel dafür ist in PSYCHO der Schatten, der im Badezimmer auftaucht, als Marion ahnungslos unter der Dusche steht.15
 
 
 
 
 
Der Mord Marions unter der Dusche
 
 
 
 
 
 
 
Die berühmte Duschmordszene hat den Film PSYCHO zu einem unvergesslichen Filmklassiker werden lassen. Der Akt des Mordes ist zerstückelt in eine Vielzahl fragmentierter Naheinstellungen, die in einem frenetischen Rhythmus aufeinander folgen. Hitchcock hat in einem Interview einmal zugegeben, dass das Einzige was ihn dazu gebracht hat, den Film PSYCHO zu drehen, der unerwartete Mord an der Protagonistin war. 18 Weil der Mord unter der Dusche den Zuschauer unvermittelt und überraschend trifft, handelt es sich, bis auf den Moment des unidentifizierten „Flecks“ hinter dem Duschvorhang, nicht um eine für Hitchcock typische Suspense-Szene. Für das weitere „Funktionieren“ des Films jedoch ist sie von entscheidendem Ausmaß. Weil das Publikum mit dieser Szene derart erschreckt wurde, erwartet es von nun an jeden Moment eine weitere Überraschung dieser Art. Hitchcock beginnt sozusagen den Suspense des Films erst richtig mit dieser Szene und kann ihn bis zum Schluß aufrecht erhalten.

16  Zizek: Ein Triumph des Blicks über das Auge, S. 135.
17 Vgl. ebd. S. 256


An dieser Stelle würde nun eine detaillierte Sequenzanalyse der Duschzsene folgen, die ich aber auslasse, weil sie größtenteils nur Fachchinesisch enthält (und eigentlich langweilt). Wer Interesse daran hat, kann sich mit mir in Verbindung setzen.


 
 
 
 
 

Zusammenfassung der Ergebnisse

 
 
 
 
 

Alfred Hitchcock bewirkt in dem Thriller PSYCHO ein Höchstmaß an Spannung und Schrecken beim Zuschauer, indem er uns anfangs mit dem Hauptcharakter vertraut macht. Subjektive Kameraeinstellungen und viele Großaufnahmen bringen uns zunächst das Filmgeschehen näher und wir erleben die Handlung aus der Sichtweise der Protagonistin. Es findet somit eine Identifikation mit dieser Figur statt. Das wiederum ist wichtig, um Emotionen beim Betrachter des Films auszulösen. Während wir eine große Sympathie für die Helden aufbauen, gibt uns Hitchcock Informationen, die auf deren Bedrohung hinweisen. Dieser sogenannte Suspense, auf den die ganze Dialektik des Film ausgerichtet ist, ruft beim Zuschauer unbewusst psychische und physische Reaktionen hervor. "Der Puls sowie die Atmung beschleunigen sich, die Transpiration der Handflächen wird verstärkt." 28 Wir bangen innerlich um das Wohlergehen unserer Identifikationsfiguren, wenn diese Gewaltangriffen ausgesetzt sind, wie z.B. bei Marion unter der Dusche. Doch diese Taten schockieren den Zuschauer nur für wenige Augenblicke; die Furcht und Erwartung davor ängstigen ihn weitaus mehr.29 Die Dramatik der Filmhandlung steht in Hitchcocks Psychothriller im Verhältnis zu der Einstellungslänge sowie dem Schnittrhythmus: Kurze Abschnitte, verbunden durch die wahrnehmbare Montage des harten Schnitts, erscheinen im Vergleich zu längeren Abschnitten als besonders betont und erregend. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Duschmordszene, die aus über 55 Einstellungen in nur 45 Sekunden besteht.30 Ebenfalls erwähnenswert ist die Filmmusik von Bernard Herrmann. Die Musik wird ausschließlich von Streichern gespielt und trägt maßgeblich zur Stimmung des Films bei. Des weiteren werden Anspannung und Angstempfindung des Zuschauers durch helle Staccatotöne gesteigert und Schockmomente durch lange, dunkle Basstöne verstärkt. Mehr als 40 Jahre nach seiner Uraufführung fasziniert PSYCHO immer noch die Kinogänger und Filmemacher. Hitchcock hat uns in diesem Film mehr denn je manipuliert und uns zur Identifikation mit den Charakteren „gezwungen“. Vielleicht erklärt sich daraus die Tatsache, dass der Film nach wie vor die Kraft hat, uns zu fesseln. Immer und immer wieder...

 


Literaturverzeichnis  

DROESE, Kerstin: Thrill und Suspense in den Filmen Alfred Hitchcocks. Coppengrave. Coppi-Verlag 1995.

HARRIS, Robert A./ LASKY, Michael S.: Alfred Hitchcock und seine Filme. München. Goldmann 1979.

SPOTO, Donald: Alfred Hitchcock und seine Filme. München. Heyne Filmbibliothek 1999.

TRUFFAUT, Francois: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?. 2. Aufl. München. Heyne 2004.

ZIZEK, Slavoj: Ein Triumph des Blicks über das Auge. Psychoanalyse bei Alfred Hitchcock. Hrsg. Slavoj Zizek. Wien 1992, S. 222-260.

Internetquellen: Verfasser Unbek.: „Suspense-Prozessbegleitende Untersuchung eines „spannenden“ Rezeptionsphänomens“ Suspense 05.03.05
http://www.univie.ac.at/lifem/susp2.htm

Elektronische Medien: Microsoft® Encarta® Enzyklopädie. © 1993 – 2001 Microsoft Corporation.

Filme: Psycho, Alfred Hitchcock, USA, 1960.

 


 Anmerkung

Die Kürzung und die Formatierung des Textes, für diese Webseite, könnte zu Anschlussfehlern und Fehlern in den Fußnoten geführt haben.

 


Beim Betrachten der Videos könnt ihr die Hintergrundmusik am Anfang der Seite (ganz nach oben scrollen) auch auschalten. 

 Trailer PSYCHO

 

 

...und hier ein ganz besonderer Trailer,
mit dem Meister selbst...

 


 
 
 
 
 
 
 
 
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